Inspiration
Wir wollen der Justiz helfen, die Vorteile der Digitalisierung zu heben.
Während der Coronakrise sind physische Kontakte zwischen Menschen zu minimieren. Daher finden mündliche Verhandlungen vor Gericht nur noch in besonders eiligen Fällen statt; in den allermeisten Prozessen werden für die nähere Zukunft anberaumte Termine für mündliche Verhandlungen aufgehoben oder um einige Monate verlegt. Die Prozessbeteiligten müssen also - je nachdem, wie lang sich die Beschränkungen hinziehen - zumindest einige Monate länger auf die Lösung ihres Konflikts warten. Das ist für alle Beteiligten misslich, insbesondere auch für die Richter:innen. Diese sind aktuell zwar stark ausgelastet und können die homeoffice-Zeit nutzen, um liegen gebliebene Sachen aufzuarbeiten. Spätestens nach ein paar Wochen wird es aber schwierig werden, die anhängigen Verfahren weiter zu fördern oder gar zum Abschluss zu bringen, denn ein Urteil kann ohne mündliche Verhandlung regelmäßig nicht gesprochen werden. Die mündliche Verhandlung ist in aller Regel zur Sachaufklärung unverzichtbar und für die Prozessbeteiligten ohnehin sehr wichtig, um ihren Anspruch auf rechtliches Gehör wahrzunehmen.
Solange der Coronavirus zu Einschränkungen zwingt, fallen aber nicht nur mündliche Verhandlungen aus. An den Gerichten wird die persönliche Anwesenheit aller Beschäftigten auf ein notwendiges Minimum zurückgefahren, sodass auch die eingehende Post nicht mehr zeitnah bearbeitet wird; Eingänge, die nicht als besonders eilig erkannt werden, können so unter Umständen bis zur Wiederaufnahme des normalen Betriebes in irgend einem Stapel liegen, bevor sie zur Gerichtsakte gelangen und dem Richter:innen zur Bearbeitung vorgelegt werden.
What it does
Wir wollen Richter:inen und Anwält:innen eine digitale Arbeitsumgebung zur Verfügung stellen, damit laufende Verfahren von zu Hause aus fortgeführt und entschieden werden können.
How we built it
Wir haben für das neue Verfahren kein Tool programmiert, sondern nach Werkzeugen Ausschau gehalten, die schon existieren. Darüber hinaus haben wir diese Werkzeuge miteinander kombiniert. So sind wir vorgegangen: Schritt 1: Wie sieht der Arbeitsprozess aktuell aus und welche Aufgaben können wir daraus ableiten? Schritt 2: Welche Arbeitsschritte müssen neu abgedeckt werden? Schritt 3: Mit welchen Werkzeugen können wir die Tools abdecken? Schritt 4: Wie sieht der angepasste Arbeitsprozess aus? Schritt 5: Welche Handlungsanweisungen werden noch benötigt und wie sehen die konkret aus? Insgesamt haben sich drei Bereiche herauskristallisiert, die abgedeckt werden müssen:
- die Terminvergabe
- die Ablage von Dokumenten (bis die Geschäftsstellen die eigentlich eingegangenen Dokumente wieder zuordnen können)
- die eigentliche Verhandlung.
Als geeignetes Tool für virtuelle mündliche Verhandlungen per Videokonferenz haben wir Jitsi (www.jitsi.org) identifiziert. Es handelt sich um eine open source Software, die kostengünstig auf einem eigenen (gerichtlichen) Server betrieben werden könnte. Auf der Plattform https://meet.jit.si bietet ein in den USA ansässiges Unternehmen darüber hinaus einen sehr einfach zu handhabenden kostenlosen Videokonferenzdienst an. Die Teilnahme an einer solchen Videokonferenz ist auf Desktop-Computern per Browser, ohne Installation zusätzlicher Programme möglich. Für Mobiltelefone und Tablets gibt es kostenfreie Apps.
Um Termine für mündliche Verhandlungen abzustimmen, empfehlen wir das Tool www.framadate.org. Die Software ist ebenfalls unter einer open source Lizenz veröffentlicht; es gibt zahlreiche Anbieter, die Framadate betreiben und die Möglichkeit bieten, ohne Registrierung und kostenfrei eine Terminumfrage zu starten. Wir empfehlen die vom DFN-Verein e. V. betriebene Plattform https://terminplaner4.dfn.de.
Um sicherzustellen, dass alle Prozessbeteiligten auch während des gerichtlichen Notbetriebs vollständig über den Akteninhalt informiert werden, schlagen wir die Nutzung eines für alle Prozessbeteiligten zugänglichen Cloudspeichers vor. Rechtsanwälte und Richter haben dort lesenden und schreibenden Zugriff. Jedes zur „echten“ Akte eingereichte Schriftstück wird zusätzlich in dem Cloudspeicher abgelegt, und die Prozessbeteiligten informieren sich gegenseitig über einen Emailverteiler, sobald jemand ein neues Dokument (auf dem konventionellen Weg zur Akte reicht und) in dem Cloudspeicher ablegt. Wir schlagen hierfür einstweilen die Cloudlösung HiDrive des Berliner Anbieters Strato AG vor, der seine Server in Deutschland betreibt und dessen Preise angemessen erscheinen. Die Richter:in kann dort für jedes Verfahren einen Speicherbereich anlegen und nach Belieben Unterordner für die Parteien und das Gericht vorsehen. Die beteiligten Rechtsanwält:innen erhalten ein kennwortgeschütztes Link, das sie im Browser öffnen können, um dann bereits abgelegte Dateien heruntzuladen oder neue Dokumente abzulegen.
Challenges we ran into
Die vorgeschlagene Lösung liesse sich nur nur auf freiwilliger Basis umsetzen, da die Prozessordnungen virtuelle mündliche Verhandlungen nicht vorsehen.
Uns ist es schwer gefallen, über das Hackaton-Framework geneigte Mitstreiter zu finden und uns mit diesen zu organisieren. Wir hätten zum Beispiel Bedarf an Expertise im Datenschutz gehabt und sind nicht sicher, ob die Zustimmung aller Beteiligten ausreicht, das vorgeschlagene Verfahren zu legalisieren.
Unser Mentor hat uns mitgeteilt, dass er #Bedenken gegen das Projekt hege, da es an Gerichten, die bereits über eine elektronische Akte verfügen, keinen Bedarf für einen weiteren Dokumentenspeicher gebe. Auf unseren Hinweis, dass längst nicht alle Gerichte elektronische Akten führen und es uns vor allem um virtuelle mündliche Verhandlungen geht, hat er nicht reagiert und auch sonst keine weitere Unterstützung angeboten.
Accomplishments that we're proud of
Wir haben einen gangbaren Weg gefunden, um Gerichten trotz der coronabedingten Einschränkungen ihre Arbeitsfähigkeit weitgehend zu erhalten.
What we learned
Wenig Zeit zwingt zu Konzentration aufs Wesentliche. Ein Hackathon am ersten Wochenende nach Schulschließung und vor einer drohenden Ausgangssperre ist für Menschen mit Kindern, Hund und Verpflichtungen eine wirkliche Herausforderung. Wir sind froh, dass wir dabei waren, jedes Wochenende könnten wir das nicht. :-) Wir haben ein klares Ziel und haben das verfolgt, unabhängig von den Problemen innerhalb des Prozesses.
What's next for #1_023_generellekommunikation_gerichte
Das #WirVsVirus - Verfahren soll in der Praxis erprobt werden.
Built With
- https://meet.jit.si
- https://terminplaner4.dfn.de
- https://www.strato.de/cloud-speicher/
- jitsi.org
- www.framadate.org
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