Anknüpfend an die Kompetenzen und Lernthemen aus dem Zielbild des Zukunftsrates haben wir eine Idee entwickelt, mit der wir den klassischen Fachunterricht sukzessive durch themenorientierte und fachübergreifende Lerneinheiten, sog. ToFs (thematisch orientierte Fachverbünde) ablösen wollen. Im Rahmen dieser Einheiten sollen aber nicht nur fachbezogene Kompetenzen geschult werden, sondern die Schüler*innen in erster Linie dazu befähigen werden selbstständig und lösungsorientiert zu denken und zu handeln, gemeinsam Ideen und Lösungen zu entwickeln und dadurch Selbstwirksamkeit positiv zu erfahren. Gleichzeitig nehmen IT-Literacy die Ziele der BNE eine wichtige Rolle ein.
Im Zentrum der ToFs stehen die Schüler*inne mit ihren Interessen und Neigungen, ihren Fragen und individuellen Voraussetzungen. Die Lehrkräfte, die sich für die Konzeption und Durchführung einer Lerneinheit zu einem Team zusammenschließen, unterstützen die Schüler*innen dabei durch die Auseinandersetzung mit dem Lerninhalt einen systemischen Blick auf ein bestimmten Problemfeld zu entwickeln. Durch die jeweilige Fachexpertise der Kolleg*innen werden den Schüler*innen zugleich unterschiedliche Blickwinkel auf ein Thema eröffnet, die sich zu einem großen Bild zusammenzusetzen - ganz wie in der außerschulischen Lebenswelt!
Wie lautet der Name eures Projekts?: Thematisch orientierter Fachverbund (ToF)
Wie heißt euer Team Slack Channel?: #umsetzung_aktionsfeld_040_af4
Wie groß ist euer Team (als Zahl)?: 8
Welches Aktionsfeld adressiert ihr?: 4.3 Wie können wir den fachbezogenen Fokus beim Lernen überwinden und eine neue kompetenz- und zukunftsorientierte Lernkultur an einer Schule etablieren?
Welche Herausforderung adressiert ihr?: Paradigmenwechsel: ‘klassischen’ Fachunterricht durch themenzentrierten und fächerübergreifenden ersetzen. Eng damit verbunden ist die Veränderung der bisherigen Rolle der Lehrer*innen als ‘Dozenten’ hin zu einer Art Lernbegleiter*innen.
Was ist das Problem, das ihr mit eurer Lösung für die Schule von Morgen lösen/verbessern wollt?: Ein großes Problem der schulischen Bildung besteht darin, dass das Lernen in einzelnen, voneinander abgegrenzten Fachbereichen entspricht nicht der außerschulischen Lebenswelt und bereitet die Schüler*innen nicht auf das gesellschaftliche und berufliche Leben außerhalb der Schule vor. Zudem senkt es die Motivation der Schüler*innen, wenn sie nicht wissen, in welchem Kontext sie die Lerninhalte wie anwenden können. Einfachstes Beispiel aus Schüler*innenperspektive (Deutsch, Klasse 8): Warum sollte ich einen Argumentationsaufsatz schreiben, wenn die einzige Person, die ich damit überzeuge, mein*e Deutschlehrer*in ist? Sehe ich das Erlernen von Argumentationsstrukturen aber in einem größeren, fächerübergreifenden Kontext, der mich selbst bewegt (bspw. Bewegung Fridays For Future), erkenne ich, dass ich mithilfe der dem Fach Deutsch zugeordneten Kompetenz (Argumentieren), andere davon überzeugen könnte, Schritte gegen den Klimawandel einzuleiten. Inhaltlich würde eine solche Argumentation wiederum durch das Fach Erdkunde gespeist werden usw.
Wer ist von dieser Problematik betroffen, und auf welche Weise? Wieso ist das ein kritisches Problem?: In erster Linie sind es die Schüler*innen aller Schulformen, die eine Bildung erfahren, die nur wenig mit dem Leben in der außerschulischen Welt zu tun hat. Sobald diese die Schule verlassen, tangiert dieses Problem aber natürlich auch die weiteren Bildungseinrichtungen und dann die Arbeitgeber, wenn die Absolvent*innen das fachliche Wissen nicht anwenden können. Schlussendlich handelt es sich aber um ein Problem auf einer gesamtgesellschaftlichen Ebene, wenn reale Probleme, die stets unterschiedliche 'Fachbereiche' miteinander vereinen, nur von einem (kleinen) Teil der Gesellschaft gelöst werden können.
Was ist euer Lösungsansatz?: Um das weiter oben beschriebene Problem der Vermittlung von lebensfernen - weil u.a. auf Fachinhalte begrenzten - Kompetenzen zu lösen, schlagen wir einen Ansatz vor, der zwar nicht genuin neu ist, von uns aber überdacht und weiterentwickelt wurde. Wir möchten den bekannten Fachunterricht revolutionieren, indem wir die engen und realitätsfernen Fachgrenzen sprengen und zu einer auf allen Ebenen kooperative Gestaltung der Unterrichtsinhalte wechseln! WAS? (Grundidee) Im Zentrum unseres Ansatzes stehen ganzheitliche Lerneinheiten, die wir als ToFs (thematisch orientierte Fachverbünde) bezeichnen. Diese sind problem-, kompetenz-, zukunftsorientiert sowie vernetzend angelegt und verbinden dadurch die Inhalte mehrerer ‘klassischer’ Fächer. Dadurch können Zukunftskompetenzen gefördert und lebensweltnahe sowie handlungsorientierte Auseinandersetzungen mit den Unterrichtsinhalten ermöglicht werden, ohne den Stundenplan völlig aufzuheben. Ein ToF umfasst immer eine thematische Einheit, die zwar ‘klassische’ Themen und Kompetenzen der Kernlehrpläne und schulinternen Curricula aufgreift, diese aber gestaltungsoffener und handlungsorientierter vermittelt. Eine solche Einheit erstreckt sich über einen Zeitraum von 3-8 Wochen, wobei in wöchentlichen Sequenzen von mind. 4 Unterrichtsstunden en bloc (z.B. montags 1.-4. Stunde, freitags u.Ä.) unterrichtet wird, die eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglicht. In der übrigen Zeit findet weiterhin der Regelunterricht statt. WIE? (Ablauf) Ein ToF wird von mindestens zwei Lehrkräften unterschiedlicher Fächer gemeinsam für eine Klasse/ einen Jahrgang geplant und im Teamteaching durchgeführt. Ausgehend von einem aktuellen (global) relevaten Thema, beschäftigen sich die Schüler*innen möglichst selbstständig mit der Lösung eines (alltagsnahen) Problems, welches sie je nach Jahrgangsstufe selbst definieren (können). Dafür arbeiten sie kollaborativ in Kleingruppen, die sich je nach Umfang des gewählten Problems arbeitsteilig mit der Lösungsfindung beschäftigen. Die Schüler*innen strukturieren den Lösungsprozess eigenständig, indem sie vorhandenes Fachwissen mit einbeziehen und unter Anleitung der Lehrkräfte entsprechende Methoden trainieren, um sie für die weitere Wissensaneignung und die Problemlösung zu nutzen (z.B. Recherchemethoden, kollaboratives Brainstorming, Arbeitsplan erstellen etc.). Dabei stehen die Schüler*innen und ihre Interessenschwerpunkte und Bedarfe im Fokus, die Lehrer*innen treten weiter in den Hintergrund und übernehmen die Rollen von Lernbegleiter*innen. Zudem soll für die Schüler*innen die Möglichkeit bestehen, sich auch bei externen Experten Hilfe und Anregungen für ihren Arbeitsprozess zu holen (Vernetzung mit außerschulischen Partnern; hier z.B. Anknüpfung an Ideen aus #umsetzung_lernen-im-freien möglich). Unser Ziel wäre, dass in jeder Jahrgangsstufe (mindestens) ein ToF pro Schuljahr auf diese Weise den Regelunterricht ersetzt. Dabei sollte unsere Idee Anwendung in allen Schulformen in allen Bundesländern finden. Leistungsbewertung: Die Bewertung der ToFs schlägt sich einerseits anteilig in den jeweiligen Fachnoten nieder (z.B. ⅓ der Fachnote). Zudem wird der Erwerb von überfachlichen Kompetenzen (noch zu definieren) bewertet und auf dem Zeugnis ‘kann-orientiert’ als Text vermerkt. Dazu führt jede*r Schüler*in ganzjährig ein (digitales) Portfolio, in dem der individuelle Lernfortschritt dokumentiert wird. Mithilfe von Abfragen, (Peer-)Feedback, Reflexionsbögen u.A. im Sinne eines Formative Assessment (FA) kann dadurch der Kompetenzerwerb erfasst werden.
Von welchen Annahmen geht Ihr bei eurem Lösungsansatz aus?: Die aktuelle Situation sieht so aus, dass ... - nach wie vor der Großteil der Schüler*innen rein fachbezogen lernt, sodass entscheidende zukunftsrelevante Kompetenzen nicht vermittelt werden. - die Lehrer*innen keine Zeit für die Planung und Umsetzung neuer, innovativer Ideen (im Rahmen ihres Deputats) haben. - auch die Schulleitung aufgrund ministerieller Vorgaben Schwierigkeiten hat, dem Kollegium Zeit für die Unterrichtsentwicklung einzuräumen. - und durchaus auch Schüler*innen sich Veränderungen für den Schulalltag wünschen und den fachbezogenen Unterricht aufbrechen wollen.
Wer profitiert von dieser Lösung? Wer nutzt diese Lösung?: Profitieren werden die Schüler*innen, die im Team selbständig an realitätsnahen Fragestellungen arbeiten und verschiedenste (Zukunfts-)Kompetenzen erwerben, die ihnen das Leben erleichtern. Dies gilt ebenfalls für die Lehrer*innen, die einerseits durch die Kooperation mit ihren Kolleg*innen bei der Unterrichtsvorbereitung als auch die selbstständige Arbeit der Schüler*innen im Unterricht entlastet werden. Mit der geplanten Online-Plattform (‘ToF-Ideen-Finder’) hätten die Lehrer*innen zudem die Möglichkeit, von bereits erfolgreich durchgeführten ToFs zu profitieren: auf der einen Seite können sie nach passenden Beispielen suchen und sich davon inspirieren lassen. Gleichzeitig lassen sich so auch skeptische KollegInnen von diesem Konzept überzeugen. Auf der anderen Seite können die Lehrer*innen ihre eigenen Ideen in diese Plattform einpflegen und somit die ‘Ideensammlung’ auf eine breitere Basis stellen. Unser Konzept ist derart gestaltet, dass Schüler*innen und Lehrer*innen aller Jahrgangsstufen, Schulformen und Bundesländer es nutzen und davon profitieren können. Auf lange Sicht profitiert aber unsere Gesellschaft von Menschen, die auf diese Weise ausgebildet wurden und dadurch einen wertvollen Beitrag für unser aller Zukunft leisten können.
Welche Wirkung soll eure Lösung erzielen? Wie soll eure Lösung die Situation verändern? Was ist der langfristige Wert eurer Lösung?: Wirkung: Förderung problemorientierten Denkens und kooperativen, zukunftsorientierten Handelns Veränderung: ‘Fächer-Silos’ aufbrechen und die Köpfe der Lehrer*innen insofern öffnen, dass sie keine Angst mehr vor Fehlern oder defizitärem Fachwissen haben Langfristiger Wert: Immer mehr Schüler*innen lernen früher in der Schule fächerübergreifend und problemorientiert zu denken und zu handeln. Somit sind sie immer besser gewappnet für ihre Zukunft. Und die Lehrer*innen gewinnen durch immer selbständiger arbeitenden Schüler*innen mehr Freiräume und sind motivierter.
Welche Voraussetzungen oder Rahmenbedingungen braucht es für die Umsetzung eurer Lösung? Sind diese bereits gegeben?: Notwendige Voraussetzungen für unser Konzept sind: - Freiraum zur Planung und Gestaltung von ToFs, der durch ein curricular festgeschriebenes Zeitkontingent gewährleistet wird - Angebote für Lehrer*innen im Fort- und Weiterbildungsbereich (Teamteaching, Moderation, Coaching usw.) - Online-Plattform mit ToFs für Lehrer*innen bundesländerübergreifend Da diese Voraussetzungen bisher noch nicht oder nur eingeschränkt gegeben sind, erachten wir die folgenden strategischen Schritte für sinnvoll: - nach dem Motto ‘vom Kleinen zum Großen’, damit die Zukunft der Schule schon heute beginnen kann: -- durch kleine überschaubare Schritte können Veränderungswille und Motivation aufgebaut werden (beginnen mit kleinen Themengebieten, Kollaborationen, Zeitumfängen —> Skalierbarkeit) -- interessierte Lehrer*innen werden dort abgeholt, wo sie stehen, und dadurch für die neue Art des Unterrichts begeistert. -- entsprechend des Alters und zunehmender Selbstständigkeit der Schüler*innen werden Themen gewählt und zunächst mithilfe einer „Leitplanke“ (Scaffolding-Prinzip) erarbeitet; mit steigender Planungs- und Lösungskompetenz werden Lösungswege frei wählbar - Bestehende Ressourcen nutzen -- Motivierte Lehrkräfte als Beispiele, deren Umsetzungserfolge Skeptiker mitnehmen -- Auch in Zukunft sollte die zur Verfügung gestellte Plattform für Themen und Umsetzungsideen genutzt werden
Wie habt ihr die Lösung entwickelt? Welche Aspekte habt ihr dabei berücksichtigt?: Die grobe Idee für das bestehende Problem entwickelten wir in unserer ersten Brainstorming Session. Danach wurden Details ausgearbeitet mit der Erfahrung einiger Lehrerinnen wie auch Eltern aus unserem Team. Die Erfahrungen der einzelnen TeilnehmerInnen (positive wie negative) waren für uns die Treiber für das Finden einer passenden realitätsnahen Lösung.
Habt ihr bei Null angefangen oder hattet ihr bereits einen vorher bestehenden Ansatz? Was war euer Fortschritt in der Hackathon Woche?: Genau, wir haben bei "Null" angefangen! Auch das Team wurde zufällig zusammengestellt. In dieser knappen Woche haben wir ein Basiskonzept entwickelt und sind dabei den folgende Fragen gefolgt: Wo sehen wir ein Problem? Wie sieht eine potentielle Lösung aus? Welche Taktik(en) brauchen wir, um zur angestrebten Lösung zu kommen? Und wie könnte eine unterstützende Softwarelösung dafür aussehen?
Auf welchen zeitlichen Rahmen ist die Umsetzung der Lösung angesetzt? Was wären die nächsten Schritte?: Zunächst müssten gute Beispiele generiert bzw. gefunden werden, um damit an den Schulen für das Konzept zu ‘werben’. Parallel dazu müssten wir motivierte Lehrer*innen finden, die Interesse daran haben, ToFs an ihrer Schule als Pilotprojekte umzusetzen. Bereits während des Hackathons bekamen wir von Lehrer*innen positive Rückmeldungen. Die Lehrer*innen werden durch Schulungen - von externen Anbietern - für die Arbeit mit dieser “Idee” weitergebildet (u.a. Moderation).
Was benötigt ihr an Ressourcen (Wissen, Wo/Men-Power, Budget etc.) für eine erfolgreiche Umsetzung?: Allgemein: - Projektleitung Für die Implementierung/Umsetzung in den Schulen: - Guideline/ Leitfaden für interessierte Lehrkräfte zur Planung einer Einheit - Fortbildungen für Lehrer*innen zu den Themen kooperative Unterrichtsplanung u.Ä. - Lehrer*innen als Multiplikatoren bereits erfolgreich durchgeführter TOFs - Einrichtung einer wöchentlichen TEAM-Zeit für die LehrerInnen (um sich ein Thema zu erarbeiten), die Teil des Deputats ist - Curriculare/gesetzliche Verankerung solcher fachübergreifender ‘Projekte’ Für den ‘ToF-Ideen-Finder’ (Online-Plattform) - Wo/Men-Power wie Profis im Erstellen eines Businessplans / StartUp Gründung, Softwareentwickler, UX-Designer, Finanzen, Marketing - Budget
Wer sind die relevanten Stakeholder in der Umsetzung und müsste mit „ins Boot“ geholt werden?: Im ersten Schritt auf jeden Fall SchulleiterInnen und LehrerInnen; später auch SchülerInnen und außerschulische Akteure.
Wie bewertet Ihr selbst die Umsetzbarkeit und Skalierbarkeit eurer Lösung?: Die Umsetzbarkeit ist gegeben, wenn man mit kleinen Schritten startet: in einer oder mehreren Jahrgangsstufen finden sich mindestens 2-3 LehrerInnen zusammen, die in Kooperation eine erste Runde konzipieren, durchführen, evaluieren, vorstellen und gegebenenfalls ausbauen. Und da wir klein anfangen, können weitere LehrerInnen - die sich für diese Idee begeistern (lassen) - in anderen Jahrgangsstufen mit anderen Themenfelder starten und eigene Erfahrungen sammeln, bevor das Konzept in der Einzelschule ausgebaut werden kann (Skalierung).
Seid ihr als Projektteam selbst an der Umsetzung interessiert? Wenn ja, wer hat welche Rolle in Eurem Team?: Nur Teile des Teams und es gab keine - strikte - Rollenverteilung.
Hier könnt ihr weitere Links/Demos/Dokumente mit uns teilen, die uns zusätzliche EInblicke in eure Lösung geben: https://miro.com/app/board/o9J_l_Rdq60=/
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