UNSERE SITUATION
Das Coronavirus stellt Deutschland, Europa und die Welt vor eine der größten Herausforderungen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges: Plötzlich stehen das wirtschaftliche und öffentliche Leben still. Dinge, die vorher selbstverständlich waren, sind vorerst nicht mehr empfehlenswert. Gerade für diejenigen unter uns, die nicht wie Ärztinnen und Ärzte oder Pflegerinnen und Pfleger tagtäglich mit der harten Realität des Virus konfrontiert sind, wirkt diese Situation erst einmal surreal: Man kann und soll nicht mehr gedankenlos vor die Türe gehen und ist plötzlich physisch von Freunden und Familie getrennt. Diese Situation verursacht große Unsicherheit. Obwohl die Krisenmaßnahmen erst einmal nur für einen begrenzten Zeitraum festgesetzt sind, werfen sie auch Fragen darüber auf, wie wir als Gesellschaft miteinander leben wollen: Wird wirklich alles wieder so sein, wie zuvor? Wünschen wir uns das? Welche Entwicklungen, die die Corona-Krise vielleicht beschleunigt hat, werden über sie hinaus Einfluss auf unser Zusammenleben nehmen? Bei welchen wünschen wir uns das, wo wollen wir etwas anders machen?
UNSERE HERAUSFORDERUNG
Viele Menschen, die derzeit in ihren Wohnungen und hinter Fenstern sitzen, ob alleine oder mit Familie und Freunden, stellen sich solche oder ähnliche Fragen. Und das ist gut so. Denn neben dem großen Leid, welches das Virus vielerorts verursacht, gibt es auch Entwicklungen, die Mut machen können: Nachbarinnen und Nachbarn zeigen sich solidarisch und helfen einander. In Italien, derzeit einem der am schwersten betroffenen Länder, lassen sich die Menschen nicht davon abhalten, gemeinsam auf den Balkonen zu singen und den Rettungskräften mit Applaus ihren Dank auszudrücken – eine Bewegung, die sich nach und nach auch in andere Länder ausgebreitet hat. In Deutschland wird die Digitalisierung von Schulen vorangetrieben, Unternehmen stellen auf Home-Office um und digitale Kontaktmöglichkeiten erhalten einen unglaublichen Schub. Familien müssen sich durch die Schließung von Kitas und Schulen reorganisieren. Der gewohnte Alltag ist aus den Angeln gehoben. Alle diese Entwicklungen öffnen Fenster in die Zukunft. Ob wir diese Fenster weit aufstoßen oder lieber wieder schließen möchten, liegt ganz bei uns. Mit unserer Initiative möchten wir Menschen dazu ermutigen nach vorne zu schauen und sich Zukunftsfragen zu stellen: In welchem Deutschland, in welchem Europa, in welcher Welt möchte ich nach der Corona-Krise leben? Es soll dabei keine Rolle spielen, ob man viel oder wenig Zeit mitbringt, welchen Bildungshintergrund oder welches Alter man hat oder ob man die Fragen alleine oder gemeinsam stellt und erörtert. Für viele von uns sind die Erfahrungen, die wir derzeit machen, ein tiefer Einschnitt in unsere Lebenswelt. Vielleicht hilft es also gerade dann, wenn alles besonders düster aussieht, den Blick in die Zukunft zu richten und die Fragen, die einen umtreiben, mit anderen zu teilen.
UNSERE LÖSUNG
In Anlehnung an die “windows of opportunity”, die wir beispielsweise aus den Politik- oder Transformationswissenschaften kennen, sowie der Tatsache, dass wir die Welt in nächster Zeit vor allem von unseren Fenstern aus beobachten werden, ist die Idee der Kommunikationskampagne “Fenster der Möglichkeiten” entstanden. Das Coronavirus stellt nicht nur unser Gesundheitssystem und unsere Wirtschaft, sondern die Gesellschaft als Ganzes vor große Herausforderungen. Es ist wichtig, dass sich die Menschen hinter den Fenstern als aktive Zukunftsakteure begreifen und der Krise nicht nur passiv begegnen. Dieser Herausforderung möchten wir uns stellen, indem wir dazu ermutigen, sich mit Zukunftsfragen, Zukunftsängsten und Zukunftshoffnungen auseinanderzusetzen und mit anderen in den Dialog zu treten. Dabei richten wir uns verstärkt an diejenigen, die angesichts der Ausnahmesituation ohnehin schon ins Grübeln gekommen sind und die Zeit und Lust haben sich ein neues Morgen auszumalen und sich einzubringen. Generell wollen wir die Kampagne aber so offen gestalten, dass vielleicht auch die aufhorchen, die sich bisher noch keine größeren Gedanken über Deutschland nach dem Coronavirus gemacht haben. Damit trägt unsere Kampagne im besten Fall auch zu einer lebendigen Zivilgesellschaft und Demokratie bei. Nicht zuletzt wünschen wir uns, dass die Beschäftigung mit der Zukunft den Menschen in einer schwierigen Situation etwas Mut und Hoffnung schenkt.
UNSERE UMSETZUNG
Mit den Hashtags #fensterdermöglichkeiten und #gemeinsamfürmorgen rufen wir mit unserer Freitagsfrage dazu auf, online aktiv über ein Deutschland von morgen zu diskutieren und dieses mitzugestalten. Um die Reichweite der etablierten Netzwerke zu nutzen und uns auf die inhaltliche Ausgestaltung und nicht die technische Umsetzung zu konzentrieren, nutzen wir zunächst die Online-Plattformen Facebook, Twitter und Instagram, um Interessierte zu erreichen. Perspektivisch möchten wir aber eine gleichnamige Webseite aufbauen, um die unter dem Hashtag publizierten Beiträge zusammenzufassen, zu clustern und mehr Platz für den kreativen Austausch zu schaffen. Zusätzlich werden wir unsere Fragen auch offline verbreiten und mit Stickern und (Info-)Flyern auch im öffentlichen Raum zur Diskussion an. Wir wollen nicht die Einzigen sein, die Fragen stellen: Wir möchten ebenso Raum für die Fragen anderer schaffen und alle zu Wort kommen lassen.
AUSBLICK
Für uns alle war das der erste Hackathon. Wir sind engagierte, kreative und motivierte Bürgerinnen, die ihre Idee (der vielen offenen Zeitfenster für Veränderung) über das Wochenende hinaus verfolgen wollen. Hierbei wird die social interaction und der Umgang mit hate speech und destruktiven Beiträgen sicherlich eine große Herausforderung darstellen. Dennoch sehen wir eine große Chance gerade jetzt den gesellschaftlichen Diskurs über Zukunftsvisionen anzustoßen. Wir möchten den Blick auf die nun entstehenden Möglichkeiten richten und gemeinsam an der Krise wachsen.
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